Die Chinon CS-4

Chinon CS-4

Manchmal vermisse ich bei aller Technik und Automatik der neuen Kameras (wie meiner Nikon D700) oder sogar schon bei den analogen Nikon F100 oder F401s das alte Gefühl der Ursprünglichkeit. Durch den Sucher zu sehen und dort, mit dem Motiv vor Augen, schon zu wissen, wie das Bild werden wird. Mich dabei nur auf Blende und Belichtungszeit zu konzentrieren.

Ich habe seit 1980 die Chinon CS-4 (Foto-Quelle hatte sie in den 80igern umgelabelt unter Revueflex  verkauft). Zuletzt stand sie, mangels Dioptrienkorrektur und AF nur noch auf einem Ehrenplatz in der Glasvitrine. Sie liegt mit 440 Gramm gut und leicht in der Hand, der Sound des Auslösers ist weich und doch satt. In ihrer analogen Puristik hat sie natürlich weder einen Weißabgleich, noch Voreinstellungen zur Belichtungskorrektur, keine vordefinierte Bildoptimierung oder Automatiken (von der Belichtungsmessung mal abgesehen) .
Mit der 0,87% Suchervergrößerung  bei 55mm Brennweite, sieht man was man knipst. Die Chinon CS-4 ist komplett mechanisch. Über einen Schiebehebel seitlich am Bajonett wird die Arbeitsblende und gleichzeitig die Belichtungsmessung aktiviert. Drei Dioden links neben dem Sucher (rot/Grün/rot) zeigen die korrekte Belichtung. Selbst wenn die zwei (zum Glück immer noch im Handel erhältlichen) LR44-Knopfzellen längst ihren Geist aufgegeben haben, kann man Fotos schießen.
Die korrekte Belichtungszeit muss dann über Erfahrungswerte ermittelt werden. Eine kürzeste Verschlusszeit von 1/1000 Sec. ist bei einem 400 ASA-Film schon eng. Meine Objektive sind M42 auf 35mm, 55mm, 135mm und ein Tokina 80-200mm. Nichts Großartiges. Das 55mm ist mit einer Blende von f1:1.7 ganz passabel, das 35mm ist mit f1:2.8  brauchbar, aber nicht brillant.  Damals hatte ich viel zwischen dem 55mm und dem 80-200mm (durchgängige f1:4 Blende) gewechselt. Mit der 35mm Brennweite konnte ich mich nie wirklich anfreunden. Auch heute nicht. Das scheint einfach nicht meine Brennweite zu sein.

Ich musste die Chinon CS-4 unbedingt noch einmal füttern und eine Woche mit ihr losziehen. Nach vielen Objektivwechseln bin ich letztendlich beim 135mm (siehe Fotos) als Immerdrauf gelandet und habe mit dem Glas den meisten Spaß beim Fotografieren.

Einen Film Ilford HP5/400 ASA und 36 Fotos später eine gute Ausbeute, sowohl (hoffentlich) der Bilder, als auch der Nostalgie. Wenn die Fotos entwickelt sind, sollen einige hier gezeigt werden.

Das hatte nichts mit Entschleunigung (ein fürchterlicher Begriff) zu tun, sondern mit einer Reduzierung aufs Wesentliche: Blende, Belichtungszeit und richtiges Licht.
Im Download die Anleitung für Chinon CS-4

 

Zwei noch ganz alte …

Nächster Versuch dann mit weniger Lichtempfindlichkeit 🙂
… mit der Chinon CS-4

Agfa APX 100

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