Die Nikon FE

Die Nikon FE kam 1978 in zwei Ausführungen auf den Markt. Verchromt und in schwarzer „Belederung“. Sie hat noch nicht den gewohnten großen Griff für die rechte Hand, wie man ihn inzwischen bei Nikon, bzw. bei allen modernen Kameras gewohnt ist, sondern sie ist eckig und kantig wie meine alte Chinon CS-4.
Im Gegensatz zur Chinon ist die Nikon FE mit einer  Belichtungsautomatik ausgestattet. Je nach gewählter Blende stellt die Kamera die Belichtungszeit ein. Die hierzu verwendete Nadelanzeige hat zwei Nadeln: Schwarz und Grün. Die grüne Nadel würde im Automatikmodus auf dem A stehen und die schwarze Nadel je nach Lichtmenge auf die von der Kamera gewählte Belichtungszeit wandern. Heute entspricht der Nikon FE-Automatikmodus dem bekannten A oder Av.

Ist der Automatikmodus nicht aktiviert/gewählt, ist man im „M“-Modus.  Die schwarze Nadel zeigt die automatisch gemessene Lichtmenge (sie bewegt sich je nach Lichteinfall nach oben oder unten) und  die grüne Nadel lässt sich durch Verstellen der Blende oder Belichtungszeit mit der Schwarzen in Übereinstimmung bringen.

Der Sound des Auslösers ist phänomenal. Er erinnert ein wenig an Topfschlagen. Durch den Schlag des Spiegels hat er einen blechernen Nachhall, den ich allerdings nicht uncharmant finde.
Reduzierte Technik für Puristenfreunde. Ich musste mir allerdings angewöhnen mit dem rechten Auge durch den Sucher zu sehen, weil mir sonst der Spannhebel, der zum Aktivieren der FE von der Kamera abstehen muss, ins Auge sticht. Das sollte ich sowieso grundsätzlich üben, weil ich bei der F100 ständig den Messfeldwähler mit der Nase bewegt hatte.  Es lassen sich fast alle seit den fünfziger Jahren gebaute Objektive nutzen. Vorausgesetzt, sie haben einen manuellen Blendenring.
Die neueren G-Nikkore haben diesen Blendenring nicht mehr. Daher lässt sich bedauerlicherweise mein Nikkor 50mm f1:1.8 G  an der FE nicht nutzen. Ai, Ai-s, AF und AF-D gehen gut. Mein 35-70mm f1:2.8 AF-D von 1999 sieht rattenscharf an der FE aus.
Kleiner Nachtrag: In der Bucht habe ich für die FE ein Nikkor Ai 43-86mm f1:3.5  erstanden. Ich hatte mich gewundert, dass es nicht bei Ken Rockwell unter der normalen Auflistung zu finden war. Die Googlesuche hat mich letztendlich doch zu Ken geführt, aber zu: „The Worst 10 Nikkon Lenses“. Dann auch noch auf Platz 1. Schwerer Schock.  Aber erst mal abgewartet, was der Postbote bringen würde. Ken Rockwell schreibt nämlich auch, dass nur das alte Nikkor (1963-1976) so grausame Ergebnisse abliefert und das neuere (1975-1982) ganz in Ordnung ist: „Is a completely different lens, and is just fine.“
Erkennbar an der Beschriftung innerhalb oder außerhalb des Filterringes.
Dann beim Öffnen des Pakets die Freude. Es war nicht die grottenschlechte Version, sondern die gute, brauchbare aus der späteren Produktion.

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