Ich liebe diese Kamera.
Die westdeutschen Zeiss-Ikon-Werke waren Ende der Sechziger Jahre nahe am Rande der Bedeutungslosigkeit, standen mit ihren Kameramodellen Contarex, Ultramatic, Bessaflex und ab 1966 mit der Icarex35 mit dem Rücken zur Wand. Sie liefen den japanischen Herstellern wie Nikon oder Pentax hoffnungslos hinterher. Die Konsumenten wollten für Preise in Höhe eines Monatsgehaltes keine Kamera, die technisch in den Fünfziger Jahren feststeckte, sondern die besseren, moderneren japanischen Kameras. Erst im Jahr 1969 wurde die Icarex35s mit TTL-Belichtungsmessung vorgestellt. Diese Art der Messung hatte die japanische Konkurrenz schon Jahre vorher, seit 1962, in ihren Modellen angeboten und damit neue Standarts in der Kameratechnik gesetzt. Die Geräte der Zeiss-Ikon Werke waren veralterte Technik und selbst die Icarex35s konnte nicht mehr die Verkaufszahlen generieren, wie die seit Jahren erfolgreicheren Nikon F- oder Pentax Spotmatic-Modelle. Bald, so um 1972, wurden die Konsequenzen aus der fehlerhaften Konzernpolitik gezogen und die Produktion fotografischer Geräte eingestellt.

Die Icarex wurde zuerst mit einem eigenen Bajonettsystem angeboten (BM), doch kurze Zeit später wurde das aus der DDR stammende und deswegen lange abgelehnte M42-Mount verbaut. Das BM-Objektiv muss so angesetzt werden, dass der rote Punkt dem roten Punkt der Kamera gegenüber liegt. Anschließend wird es mit dem Rändelrad arretiert.
Sie hat wie oben erwähnt eine TTL-Belichtungsmessung eingebaut und ist heute reine Puristik beim Fotografieren. Es macht Spaß mit ihr zu hantieren. Durch ihr Spritzguss-Gehäuse Iiegt die Icarex35s satt und schwer in der Hand und bringt 820 Gramm auf die Waage. Der Sound des Auslösers klingt ähnlich abgestimmt wie das Schließen der Tür eines Luxusautos. Das Sucherbild ist groß; rechts im Sucher sieht man die Belichtungsnadel, oben die Blendenzahl – vom Objektiv abgelesen. Die Belichtungszeiten reichen von „B“ bis 1/1000. Rotmarkiert sind die Stativempfehlungen. Das linke Drehrad unter der Rückspulkurbel ist eine Merkhilfe zum eingelegten Film. Die Stellung des Rades hat keinen Einfluss auf die Aufnahme. Die Belichtungsmessung ist ein wenig nervig.
Der Abblendstift (In der Gerätebeschreibung der Anleitung Nr.9) unterhalb des Bajonetts muss eingedrückt sein und der Spannhebel leicht abstehen, damit die Messung greift. Wer wie ich bevorzugt mit dem linken Auge durch den Sucher sieht, wird es problematisch finden. Die ASA-Einstellung lässt sich an meiner Icarex nicht arretieren, sodass ich oft statt das Belichtungszeitenrad mit dem Daumen das ASA-Rädchen verdrehe. Das ist zu Anfang gewöhnungsbedürftig.
Auf der Rückseite liegt der Bildzähler. Kritisch sind aus heutiger Sicht die erforderlichen Batterien. Es wurden QuecksilberOxid Batterien mit einer Spannung von 1,35 Volt benötigt, die seit dem Januar 2000 EU-weit verboten sind. Unter Zuhilfenahme eines Adapters von Amazon kann man die gut erhältlichen SR43 nutzen. Hier wird die Spannung von 1,5 auf die benötigten 1,35 Volt heruntergeregelt. Hier findet sich die deutschsprachige Anleitung zum Download.
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